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Flucht und Migration in Afrika

Herausforderungen und Perspektiven für Flüchtlinge aus Afrika

*Disclaimer*

Wir sind uns bewusst, dass der Begriff „Flüchtling“ problematisch sein kann, da er maskulin konnotiert ist und die komplexen Lebensgeschichten von geflüchteten Menschen reduziert. Dies gilt auch für den Ausdruck „Flüchtlinge aus Afrika“, der die vielfältigen Ursachen und Umstände der Fluchtbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent nur unzureichend erfasst. Dennoch verwenden wir diesen Begriff aus folgenden Gründen:

  1. Verständlichkeit: „Flüchtling“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet und wird leicht verstanden.
  2. Effektive Kommunikation: Der Begriff wird in der öffentlichen Debatte und Medienberichterstattung häufig verwendet, was unsere Kommunikation anschlussfähig macht.
  3. Historische Kontinuität: Der Begriff „Flüchtling“ wird in vielen gesetzlichen und internationalen Dokumenten verwendet. Durch die Beibehaltung dieses Begriffs respektieren wir diese Kontinuität und machen unsere Texte für ein breites Publikum nachvollziehbar.

Wir streben danach, unsere Sprache so inklusiv und respektvoll wie möglich zu gestalten, während wir die Verständlichkeit und Effektivität unserer Kommunikation sicherstellen.

Binnenmigration, Binnenvertriebene, Flucht und Migration – eine Begriffseinführung

Definitionen und Unterschiede

Migration bezeichnet die dauerhafte oder vorübergehende Verlagerung des Lebensmittelpunktes einer Person oder einer Gruppe von einem Ort an einen anderen. Binnenmigration findet innerhalb eines Landes statt, während internationale Migration Grenzen überschreitet. Flucht hingegen bedeutet das erzwungene Verlassen des Heimatortes, zum Beispiel aufgrund von Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen. Aus diesen Gründen fliehen Flüchtlinge aus Afrika nach Europa oder in andere Länder und Regionen. Binnenvertriebene hingegen sind Menschen, die aufgrund von Konflikten, Gewalt oder Naturkatastrophen innerhalb ihres Heimatlandes geflohen sind und dort meist in Flüchtlingslagern Schutz suchen.

Überblick über die verschiedenen Arten von Migration und Fluchtbewegungen von Flüchtlingen aus Afrika

Afrika ist ein Kontinent mit einer langen Geschichte, sowohl freiwilliger als auch erzwungener Migration.

Gewaltsame Aufstände und extreme Wetterereignisse in verschiedenen Regionen Afrikas haben die Zahl der Binnenvertriebenen stark ansteigen lassen. Im Sudan wurden 2023 9,1 Millionen Binnenvertriebene gezählt, die höchste jemals registrierte Zahl. Mindestens 5,8 Millionen Menschen mussten im vergangenen Jahr aufgrund von Konflikten zwischen den sudanesischen Streitkräften und den Rapid Support Forces ihre Heimat verlassen. Auch in der Demokratischen Republik Kongo hat sich die Situation 2023 weiter verschlechtert. Die Zahl der Binnenvertriebenen lag dort Ende des Jahres bei 6,3 Millionen.

Fast die Hälfte aller Binnenvertriebenen weltweit lebt in Afrika südlich der Sahara.

Fluchtursachen in Afrika: Kriege, Armut und Hunger

Politische Instabilität und Konflikte

Politische Instabilität und bewaffnete Konflikte sind die Hauptursachen für Flucht und Migration in Afrika. Länder wie Somalia, Südsudan und die Demokratische Republik Kongo (DRK) sind Beispiele für Staaten, in denen lang anhaltende Konflikte Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen haben. Die Gründe, weshalb es vermehrt in Afrika Flüchtlinge gibt, reichen von ethnischen Spannungen und politischen Machtkämpfen bis hin zu Bürgerkriegen und internationalen Interventionen. In Mali sind aufgrund anhaltender Kämpfe Zehntausende von Menschen innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht. In der DR Kongo toben seit Jahrzehnten Machtkämpfe, die Lage ist sehr unübersichtlich. Hunderttausende suchen Sicherheit in Nachbarländern wie Uganda.

Trotz der Unabhängigkeit des Südsudans im Jahr 2003 hat sich die Lage im Sudan und Südsudan nicht entspannt. Der Krieg geht weiter und die humanitäre Not ist groß. Gleichzeitig leben viele Flüchtlinge aus anderen Ländern im Sudan, meist in großer Armut.

Wirtschaftliche Notlagen und Armut

Afrika ist vielerorts von extremer Armut und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt. Arbeitslosigkeit, fehlende wirtschaftliche Perspektiven und ein unzureichendes soziales Sicherungssystem veranlassen die Menschen, auf der Suche nach einem besseren Leben in andere Regionen oder Länder zu migrieren.

Die Region um den Tschadsee ist eine der ärmsten der Welt. Die politische Situation in den Ländern Nigeria, Niger, Kamerun und Tschad ist instabil, staatliche Strukturen sind aufgrund der weit verbreiteten Terrormilizen kaum vorhanden.

Klimawandel und Umweltkatastrophen

Flüchtlinge aus Afrika sind häufig auch Opfer des Klimawandels, der in vielen Teilen Afrikas verheerende Auswirkungen hat. Dürren, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen zerstören Lebensgrundlagen und zwingen Menschen zur Flucht. Besonders betroffen sind Regionen wie die Sahelzone, wo extreme Witterungsbedingungen Ackerbau und Viehzucht, die Lebensgrundlage der Menschen, beeinträchtigen.

Am Horn von Afrika, in Ländern wie Äthiopien, Eritrea und Somalia, treffen Krieg und Terrorismus, Armut und Hungersnot, Wüstenbildung und Heuschreckenplagen aufeinander. Somalia litt 2023 weiterhin unter anhaltender Unsicherheit und extremen Wetterereignissen, darunter Sturzfluten im April 2023 nach fünf aufeinander folgenden ausgefallenen Regenzeiten. Im Laufe des Jahres wurden 1,1 Millionen Menschen durch Konflikte vertrieben, und am Ende des Jahres waren noch 3,9 Millionen Menschen innerhalb ihres Landes auf der Flucht.

Der Weg nach Europa für Flüchtlinge aus Afrika

Die meisten Flüchtlinge aus Afrika erreichen Europa nicht. Stattdessen leben viele als Binnenvertriebene in ihren Heimatländern oder fliehen in Nachbarländer.

Die Routen durch West- und Ostafrika gehören zu den tödlichsten der Welt, vor allem in der Sahara-Wüste kommen viele Flüchtlinge in Afrika ums Leben. Vincent Cochetel, Sonderbeauftragter des UNHCR, schätzt, dass auf dem Weg zum Mittelmeer doppelt so viele Menschen sterben wie bei der Überfahrt.

Dennoch versuchen jedes Jahr Tausende Flüchtlinge aus Afrika nach Europa zu gelangen. Laut UNHCR erreichten im Jahr 2023 rund 266.000 Migranten und Flüchtlinge aus Afrika den europäischen Kontinent.

Fluchtrouten und Gefahren

Um nach Europa zu gelangen, verlassen Flüchtlinge Afrika über die Hauptfluchtroute durch die Sahara und über das Mittelmeer. Die Route über Libyen ist sehr riskant, da die Migranten und Flüchtlinge in Libyen häufig Opfer von Misshandlungen und Menschenhandel werden. Besonders gefährdet sind Frauen und Kinder, die Hunger, Krankheiten, geschlechtsspezifischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt sind. Ein verstärktes Engagement für Frauenrechte in Afrika ist daher besonders wichtig.

Grenzkontrollen und politische Maßnahmen der EU im Umgang mit Flüchtlingen aus Afrika

Die Europäische Union hat Maßnahmen ergriffen, um die Migration zu kontrollieren. Dazu gehören verstärkte Grenzkontrollen, Abkommen mit Transitländern wie Libyen und der Türkei sowie Rückführungsprogramme. Diese Maßnahmen sind jedoch umstritten, da sie häufig die Menschenrechte der Migranten und Flüchtlinge aus Afrika verletzen und die Fluchtursachen nicht wirksam bekämpfen. Nachhaltiger wäre es, Flüchtlingen aus Afrika in Europa eine sinnvolle Perspektive zu schaffen.

Perspektiven schaffen für Flüchtlinge aus Afrika in Deutschland und Europa

Berufliche Qualifizierung und Integration in den Arbeitsmarkt

Bildung und berufliche Qualifizierung sind entscheidend, um Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten. Durch Bildungsprogramme und Trainings können Flüchtlinge neue Fähigkeiten erwerben und sich besser in den Arbeitsmarkt integrieren. Verschiedene NGOs und internationale Organisationen bieten solche Programme an, um die Selbstständigkeit und Integration von Flüchtlingen zu fördern. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das solche Initiativen unterstützt, ist die Deutsche Telekom mit ihrem Programm „Praktikum plus Direkteinstieg“, das Flüchtlingen durch Praktika und Direkteinstiegsmöglichkeiten eine berufliche Perspektive bietet.

Soziale und psychologische Unterstützung

Wie bereits geschildert, ist eine Flucht oftmals traumatisch, und daher benötigen Flüchtlinge aus Afrika in Europa auch soziale und psychologische Unterstützung, um die Traumata der Flucht zu bewältigen und sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Menschenrechte in Afrika werden vielerorts missachtet, weshalb sich viele Menschen gezwungen sehen zu fliehen. Umso wichtiger ist es daher, den traumatisierten Menschen hier in Europa Schutz und Unterstützung zu bieten. Psychosoziale Beratungsstellen und Gemeindeprogramme bieten die notwendige Unterstützung und helfen bei der Integration, auch wenn der Zugang aufgrund von Bürokratie und Sprachbarrieren oft schwierig ist.

So kannst Du Flüchtlingen aus Afrika helfen

Organisationen wie UNHCR, Ärzte ohne Grenzen oder das Internationale Rote Kreuz sind in Krisengebieten aktiv und leisten lebenswichtige Hilfe. Die deutsche Organisation Pro Asyl setzt sich für die Rechte von Flüchtlingen ein und bietet Rechtsberatung und Unterstützung bei Asylverfahren hierzulande. Auch lokale afrikanische NGOs in Afrika spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Vertriebenen und Flüchtlingen in Afrika. Als Einzelpersonen kannst du folgendermaßen einen Beitrag leisten:

Geld- oder Sachspenden

an Organisationen, die sich für die Rechte und die Integration von Flüchtlingen einsetzen

Freiwilligenarbeit

zum Beispiel in Form von Sprachunterricht, Hilfe bei der Wohnungssuche oder gemeinsames Zeit verbringen

Politisches Engagement

für die Rechte von Flüchtlingen durch die Teilnahme an Demonstrationen, Petitionen oder das Schreiben von Briefen an politische Vertreter

Häufig gestellte Fragen

Was sind die Hauptursachen für Flucht und Migration in Afrika?

Die Hauptursachen für Flucht und Migration in Afrika sind politische Instabilität und bewaffnete Konflikte, wirtschaftliche Notlagen und Armut sowie die Auswirkungen des Klimawandels. Lang anhaltende Konflikte, ethnische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheit und extreme Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen zwingen Millionen von Menschen, ihre Heimat zu verlassen.

Woher kommen die Flüchtlinge aus Afrika?

Flüchtlinge aus Afrika kommen vor allem aus Ländern, die von politischer Instabilität, bewaffneten Konflikten und wirtschaftlichen Krisen betroffen sind. Die Hauptherkunftsländer sind Somalia, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Sudan und Nigeria. Diese Länder sind besonders stark von Krieg, Gewalt und extremen Lebensbedingungen betroffen, die viele Menschen zur Flucht zwingen.

Wie kann ich Flüchtlingen aus Afrika in Deutschland und Europa helfen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Flüchtlingen aus Afrika zu helfen. Sie können Organisationen finanziell unterstützen, die sich für die Rechte und die Integration von Flüchtlingen einsetzen. Sie können sich auch ehrenamtlich engagieren, indem Sie z.B. Sprachunterricht geben, bei der Wohnungssuche helfen oder einfach soziale Kontakte knüpfen. Auch politisches Engagement und Lobbyarbeit für die Rechte von Flüchtlingen sind wichtige Formen der Hilfe.